Ja, dann begrüße ich Sie zur Vorlesung Sozialpolitik heute. Schön, dass trotz Anstich zumindest ein paar Leute gekommen sind zum Thema, das auch nicht so ganz unwichtig ist, nämlich Einkommensverteilung und Armut.
Zunächst mal letzte Woche stand noch die Frage im Raum zu der Frage implizite Staatsdefizite, warum das in der Grafik, die Sie gesehen haben, für die USA so hoch ausgewiesen ist.
Ich habe das nochmal nachgeschaut und in dem Text, aus dem die Grafik steht, steht im Endeffekt drin, dass die Autoren, die das geschätzt haben, auch nicht so genau wissen, warum das eigentlich so hoch ausfällt für die USA.
Das hat wahrscheinlich was mit den Annahmen zu tun. Argumentieren zumindest die Autoren. Also es ist möglicherweise eine Überschätzung des Haushaltsdefizites, weil der Sozialsystem in die Zukunft hochgerechnet werden und das amerikanische Sozialsystem zwar schwach ausgebaut ist, aber sich sehr stark auf relativ bedürftige Menschen konzentriert.
Und das führt dazu, dass die Sozialquoten für die USA verhältnismäßig hochgerechnet werden. Also potenziell ist das eine Überschätzung, was da zu sehen war. Aber so genau wie gesagt, sagen die Autoren selbst, wissen sie das auch nicht, warum sie die USA eigentlich so hoch schätzen.
Gut, wir sind aber heute bei einem auch relativ zentralen Thema für sozialpolitische Fragestellungen, nämlich der Frage, wie sie Einkommensverteilung und wie sie Armut messen können. Zwei Aspekte, die in der Sozialpolitik ja immer eine zentrale Rolle spielen.
Es geht heute um die Methoden, mit denen sie das machen können. Es geht auch darum, ihnen ein paar Daten zu der Entwicklung zu zeigen. Wie jetzt auch schon mehrfach gesagt, bewegen wir uns hier im wissenschaftlichen, also im positiven Kontext.
Da geht es eben darum, sich zu überlegen, wie können sie sowas messen und welche Entwicklungen sehen sie, ob sie die dann für gerecht oder ungerecht halten, was sich da an Entwicklung tut, dass es dann normative Wertentscheidungen, die außerhalb des eigentlichen wissenschaftlichen Kontexts liegen.
Wissenschaftlich können sie beschreiben, was ist, sie können beschreiben, warum bestimmte Entwicklungen erlaufen. Aber die Analyse, was sie daraus schlussfolgern wollen, ob sie politische Maßnahmen für gerechtfertigt haben, um diese Entwicklung zu ändern, oder Ähnliches, das ist dann eben eine politische und keine wissenschaftliche Entscheidung mehr.
Gut, relativ simpel müssen sie erstmal definieren, was ein Einkommen ist. Und Einkommen ist im Endeffekt der Geldbetrag, den sie in einer Periode ausgeben können, ohne dass sich ihr Vermögen verändert.
Was dann in der Konsequenz ja heißt, es muss während dieser Periode eigentlich auch bei ihnen angekommen sein. Sie können drei Arten von Einkommen daraus ableiten.
Zunächst die sogenannten Erwerbseinkommen, das sind eben die Einkommen, die sie aus Erwerbstätigkeit erzielen, also weil sie einer selbstständigen oder unselbstständigen Tätigkeit nachgehen.
Wenn sie dann die Vermögenseinkommen dazuzählen, also insbesondere die Einnahmen aus Zinsen und Dividenden, aber auch Mieteinnahmen würden da reinfallen, ein paar andere Einkommensarten auch noch, dann sind sie bei den sogenannten Primäreinkommen.
Und wenn sie dann Sozialtransfers und Steuern verrechnen, dann kommen sie bei den Sekundäreinkommen an.
Wenn sie sich mit der Einkommensverteilung beschäftigen, dann ist es an sich naheliegend zu sagen, sie stellen auf Sekundäreinkommen ab, weil eigentlich wollen sie ja wissen, wie gut oder schlecht,
beziehungsweise in welchen Verhältnissen sich Haushalte bzw. Personen zueinander bewegen bei der Einkommensverteilung. Und dann ist es naheliegend zu sagen, sie berücksichtigen eigentlich alles, was vorhanden ist.
Und dann müssen sie auch Steuern und Sozialtransfers einbeziehen, also sind sie bei den Sekundäreinkommen.
Wenn sie aber gerade in die Ursachenanalyse gehen zum Beispiel und Gründe finden wollen, warum sich Verteilungen verändern beispielsweise,
dann ist es auch relevant, sich die anderen Einkommensarten anzuschauen, einmal dann eben die Primäreinkommen und dann möglicherweise auch nochmal die Entwicklung der Erwerbseinkommen separat,
weil sie da, wie gesagt, Gründe analysieren können, wenn sie feststellen, dass sich ihre Beispiele, dass sich ihre Sekundäreinkommen oder die Verteilung der Sekundäreinkommen geändert hat,
die Verteilung der Primäreinkommen aber nicht, dann ist es der logische Schluss, dass die Änderung der Verteilung bei den Sekundäreinkommen eine Folge von Änderungen bei den Steuern und Sozialtransfers gewesen sein muss.
Wenn sich die Verteilung der Primäreinkommen nicht geändert hat, anders als die der Sekundäreinkommen, Ähnliches können sie analysieren, wenn sie das Verhältnis der Entwicklung bei den Erwerbseinkommen
zum Verhältnis der Entwicklung bei den Primäreinkommen zum Beispiel betrachten, dann können sie auch sehen, ob es eine Verschiebung innerhalb einer Gruppe gibt,
also ob sich innerhalb der Erwerbstätigen Einkommensverteilung verändert hat oder ob es sich um eine Verschiebung zwischen Kapital- und Erwerbseinkommen handelt,
was sie da in einer Veränderung der Verteilung der Primäreinkommen beobachten können. Deswegen diese Unterscheidungen, alle diese Einkommensarten kann man betrachten,
sollte man auch betrachten, wenn man fundiert, Entwicklungen von Einkommensverteilung messen will. Man reicht es eben nicht zu sagen,
Sie wollen ja eigentlich nur wissen, wie sich die Haushaltseinkommen verteilen und stellen rein auf die Sekundäreinkommen ab.
Es gibt in der Ökonomie und auch in anderen Wissenschaften, die sich mit Einkommensverteilung und Armut betreffen, das ist ja nicht nur die Volkswirtschaftslehre,
das sind auch insbesondere die Soziologen, die sich mit solchen Fragestellungen befassen.
Noch eine Unterscheidung nach Einkommen oder Einkommensarten eigentlich, die sogenannten Faktoreinkommen und die Haushaltseinkommen.
Bei den Faktoreinkommen bewegen sie sich eigentlich im Kontext der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Sie nehmen sich diesen großen Strom Y Haushaltseinkommen, den sie da üblicherweise betrachten, also Einkommen der Haushalte,
und gliedern diesen Strom auf in die Faktorvergütung, das heißt einmal die Vergütung für Kapital, also die Kapitaleinkommen,
und zum anderen die Vergütung für den Faktor Arbeit, also die Arbeitseinkommen, machen diese Aufteilung.
Das ist die sogenannte funktionale Einkommensverteilung. Sie gehen also der Frage nach, deswegen heißt sie so, aus welchem,
aus welcher Faktoreinsatz resultieren eigentlich Einkommensströme.
Bei den Haushaltseinkommen, der sogenannten personellen Einkommensverteilung betrachten sie sich jetzt tatsächlich die Haushalte einzeln,
das heißt es ist ihnen egal, ob die jetzt ihre Einkünfte aus Kapitaleinkommen oder aus Erwerbseinkommen oder aus einer Mischung aus beiden beziehen.
Was sie wissen wollen, ist, wie ist das Einkommen zwischen den Haushalten verteilt, nicht zwischen den Faktoren.
Warum man Haushalte nimmt und nicht einzelne Personen, darauf kommen wir später dann nochmal zurück.
Das hat auch bestimmte gute Gründe, dass man Haushaltseinkommen und nicht persönliche Einkommen nimmt.
Wir steigen aber ein mit der funktionalen Einkommensverteilung, die wie gesagt die Verteilung des Einkommens
auf die am Produktionsprozess beteiligten Faktoren misst, also die Arbeitseinkommen und die Kapitaleinkommen.
Sie haben ein Problem bei der Abgrenzung dieser beiden Einkommensarten.
Es ist relativ offensichtlich, dass alle, wie sie Einkommen aus nicht selbstständiger Tätigkeit messen,
das sind offensichtliche Arbeitseinkommen, also alles was an Löhnen und Gehältern gezahlt wird,
problematisch wird es bei den selbstständigen Einkommen, weil sich die selbstständigen Einkommen an sich aufteilen
in einen Teil Erwerbseinkommen, nämlich die Vergütung für die selbstständige Tätigkeit und in einen Teil Gewinneinkommen,
Einkommen aus Kapitalerträgen, die üblicherweise bei den Zahlungsflüssen sich nicht so einfach aufschlüsseln lassen.
Das können Sie methodisch machen. Dann müssen Sie die geleisteten Stunden, die ein Selbstständiger gearbeitet hat,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:23:23 Min
Aufnahmedatum
2013-05-16
Hochgeladen am
2013-05-24 08:49:42
Sprache
de-DE